Zum Betrieb und Unterhalt des kantonalen Strassennetzes mit 450 km Länge betreibt der Kanton Basel-Landschaft drei Werkhöfe. Sie sind zuständig für Reinigung, Grünpflege und Winterdienst, die Kontrolle von Einrichtungen, Reparaturarbeiten sowie für Signalisation und Markierungen. Instandsetzung und Erhaltungsarbeiten gehören ebenfalls zu ihrem Aufgabengebiet.
Einer dieser Werkhöfe befindet sich in Sissach in einem Bauernhof aus den 1950er-Jahren, der immer wieder notdürftig und mit Provisorien erweitert wurde. Heute ist die Anlage nicht mehr zeitgemäss, die Bausubstanz in schlechtem Zustand, und die Betriebsabläufe sind ineffizient. Mit dem Neubau soll nicht nur eine moderne und zweckmässige Infrastruktur für den Betrieb und Unterhalt der Kantonsstrasse im östlichen Baselbiet geschaffen, sondern gleichzeitig auch das Grundstück besser genutzt werden. Für das Bauvorhaben hat der Landrat einen Baukredit über 8.18 Mio. Franken bewilligt.
Über den Wettbewerb suchte der Auslober ein funktional und architektonisch angemessenes Projekt, das den eng gesetzten Kostenrahmen einhalten kann. Erwünscht waren insbesondere innovative Holzbaukonstruktionen, die den Minergie-P-Standard erreichen und einen nachhaltigen Ressourceneinsatz gewährleisten. Am bisherigen Standort, an verkehrsgünstiger Lage am Rand des Gewerbegebiets von Sissach, wird festgehalten. Das Areal soll aber baulich verdichtet werden, um im östlichen Teil eine Freifläche zu erhalten.
Die Nutzung gliedert sich in die Hauptbereiche Administration, Personalräume und Werkstätten sowie Einstellmöglichkeiten und Lagerflächen für Fahrzeuge, Betriebsmittel und Baumaterialien. Um einen lückenlosen Betrieb des Werkhofs zu gewährleisten, muss die Erstellung des Neubaus in Etappen erfolgen.
Angemessen zurückhaltend
Der einstufige Projektwettbewerb wurde im offenen Verfahren durchgeführt. Von den 114 Anmeldungen gingen bis zum Anmeldeschluss 78 Beiträge ein. Acht Projekte kamen in die engere Wahl und wurden vor dem letzten Jurytag einer detaillierteren Vorprüfung mit Ermittlung der Kosten durch Experten unterzogen. Die Jury empfiehlt das Projekt «Tenn» der ARGE Voss Architects / Corina Ebeling Architects einstimmig zur Weiterbearbeitung.
Dieser Entwurf besticht durch den präzise gesetzten Baukörper, der alle drei Nutzungen unter einem Dach vereint. Der Salzsilo ist in den Gebäudekörper integriert. Er durchdringt die Dachfläche und wird zum weithin sichtbaren Zeichen. Das Satteldach kragt auf allen Seiten aus und bietet grosszügige gedeckte Aussenbereiche. Die Materialisierung ist einfach: eine lasierte Holzschalung für die Fassaden und Trapezbleche als Dacheindeckung.
Die Anordnung der drei Hauptbereiche mit beheizten, temperierten und offenen Räumen ist naheliegend. Die Verwaltung ist kompakt im Osten zusammen mit den Werkstätten und dem Personalbereich untergebracht. In der Mitte befindet sich die Einstellhalle. Gegen Westen folgen das namengebende «Tenn» mit dem Salzsilo und dann die offenen Abstellplätze und Lagerflächen. Die beidseitige Erschliessung ermöglicht optimale Betriebsabläufe. Zusammen mit der Verkehrsführung um das ganze Gebäude herum bietet es eine hohe Flexibilität in der Nutzung.
Einen anderen Ansatz verfolgt der zweitplatzierte Beitrag «Hetzer» von P+J Diethelm – Grauer Architekten. Sie gliedern den Werkhof in drei eigenständige Baukörper. Zwei Zeilenbauten und ein quadratischer Unterstand bilden ein Ensemble. Die beiden Längsbauten definieren einen Strassenraum und schaffen so eine Struktur, der einem Weiler gleicht. Die grosse Oberflächenabwicklung der beiden beheizten Gebäude macht das Projekt teuer. Gewürdigt wurden die fachkundige Holzbaukonstruktion, der zurückhaltende architektonische Ausdruck und der feingliedrige Städtebau.
Letztlich hat sich das Projekt «Tenn» durchgesetzt, weil es neben dem eloquenten Ausdruck auch wirtschaftlich überzeugt. Die funktionale Gliederung, die langlebige Konstruktion und die präzise Setzung sind so selbstverständlich und stringent aus der Aufgabe heraus entwickelt, dass ein solides Projekt entsteht, das alle Tugenden eines funktionalen Gewerbe- oder Landwirtschaftsbaus aufweist. Gerade daraus schöpft es die Kraft für einen selbstbewussten Auftritt.
Jean-Pierre Wymann Architekt ETH SIA BSA, Mitglied der Wettbewerbskommission des SIA