Das Stoffel-Areal befindet sich an prominenter Lage oberhalb von Mels. Das Ensemble der geschützten Altbauten, der Spinnerei und der Weberei , bildet mit seinem gemeinsamen Innenhof das Herzstück (vgl. Situationsplan). Neben- und Verbindungsbauten mit Kantine, Werkstatt, Kraftwerk und Villa komplettieren das Bild des gewachsenen Fabrikareals und stellen ein städtebauliches Konglomerat von Altbauten dar, die erhalten und umgenutzt werden sollen. Die Werkstatt, die Färberei und der Verbindungsbau sollen teilweise neu gebaut, teilweise neu interpretiert und modelliert werden. Im Bereich der Öffnerei soll neuer Wohnraum entstehen. Angestrebt wird ein Nebeneinander von öffentlichen Nutzungen und Loftwohnungen.
Die Herausforderung des Studienauftrags für die acht geladenen Architekturbüros lag darin, dass zwei gleichwertige Aufgaben zu lösen waren: Die eine bestand in der Umnutzung der Fabrikbauten zu hochwertigen Wohnungen, wobei gleichzeitig die denkmalschutzwürdige Situation zu stärken und zu klären war. Die andere Aufgabe war die Ergänzung mit neuen Wohnbauten, die das Gesamtensemble stärken und die ortsbauliche Situation klären sollten.
Das Beurteilungsgremium kam einstimmig zum Schluss, dass das Team um Michael Meier und Marius Hug Architekten aus Zürich die Aufgabe am besten gelöst hat: Durch das Zusammenführen der Baubereiche Werkstatt und Öffnerei werden die historischen und das Areal prägenden Fabrikbauten mit nur zwei neuen Gebäuden ergänzt. Durch ihre Stellung und Volumetrie gelingt es ihnen, eine neue Silhouette zu etablieren, in der der heute dominante Bau der Spinnerei in seiner Rolle nicht beeinträchtigt wird.
Vielmehr erhält er durch die beidseitigen Neubauten einen neuen Rahmen mit starker Ensemblewirkung, der auch die Färberei zu integrieren vermag. Die aus einer sorgfältigen Analyse des Orts entwickelten Hierarchien und Bezüge der Aussenräume definieren die Setzung der neuen Baukörper. Mit einem zentralen Platz wird ein Ort von hoher Öffentlichkeit geschaffen.
Entscheidend hierfür sind die Nutzung der Erdgeschosse und die zentrale Funktion der arealinternen Erschliessungen in der Fortsetzung des geplanten Schräglifts zum Dorfzentrum. Der Platz wird auf der nordwestlichen Seite durch den Kopfbau der Öffnerei, auf der südöstlichen Seite durch den Verbindungsbau und im Südwesten durch bestehende Mauern gefasst und definiert.
Zwei Durchgänge im Erdgeschoss des Verbindungsbaus führen vom Platz in den Hofraum. Diese Ausgestaltung der Volumetrien in den Neubauten zeichnet das Projekt aus. Mit einfachen Mitteln reagiert der Entwurf auf die Nachbarschaft. Diese Differenzierungen setzen sich in den sorgfältig geplanten Wohnungstypologien fort, denen es gelingt, die entstehenden Lagequalitäten aufzunehmen.
Text: Nathalie Cajacob, Co-Leiterin espazium.ch