Es ist das Schicksal vieler Schulanlagen, die über die Jahrzehnte gewachsen sind: Irgendwann sind die Räume zu eng, und der Bestand wird erweitert, wo immer es gerade möglich ist. Am Ende steht ein bunter Mix aus Stilen, die Nutzungen verteilen sich auf dem ganzen Gelände – so auch im luzernischen Meggen. Die Gemeinde wagte nun einen Neubeginn und schrieb einen Wettbewerb mit Präqualifikation aus, um die Gebäude auf den neuesten Stand zu bringen und der Schulanlage wieder ein zusammenhängendes Erscheinungsbild zu verpassen.
Die Aufgabe war klar umrissen: An die beiden länglichen Schulgebäude aus den frühen 1970er-Jahren mussten Gruppenräume angefügt werden, ein Neubau sollte die gemeinsamen Räume der Schulen beherbergen. Und der Kindergarten ganz im Norden des Geländes brauchte ebenfalls mehr Platz.
Zurück zum rechten Winkel
Das Architekturbüro Huber Waser Mühlebach entfernt in seinem siegreichen Projekt nun sämtliche Anbauten an den beiden Längsbauten und ersetzt diese durch zwei Türme mit Treppen und Gruppenräumen. Dadurch bleiben die beidseitig belichteten Klassenzimmer erhalten, und der Raum zwischen den Klassenzimmern kann als Lernlandschaft genutzt werden. Eine elegante Lösung, um der modernen Pädagogik gerecht zu werden.
Die Anbauten hatten zudem auch den Aussenraum verstellt. Indem sie verschwinden, wird die gesamte Anlage wieder durchlässig und bietet vielfältige Plätze und Grünflächen. Die schmalen Gebäude sind zwar keine herausragenden Vertreter ihrer Zeit – dank ihren Proportionen erscheinen sie dennoch elegant. Um diese Eleganz zu betonen, wird auf eine Aufstockung verzichtet und auch das später hinzugefügte Steildach wieder entfernt.
Diese Entscheidungen haben natürlich Konsequenzen: Die zahlreichen Räume, die hier aufgehoben werden, müssen nun im neuen Hauptgebäude Platz finden. Mit seiner fein gegliederten Fassade fügt es sich gut in das Areal ein und bietet mit Sicherheit das neue Gesicht, das die Gemeinde sich für ihre Schule wünschte. Die Jury möchte das Gebäude dennoch lieber ein Stockwerk niedriger ausführen. Neben den städtebaulichen Gründen haben gewiss auch die Kosten zu dieser Anmerkung geführt: Das Siegerprojekt ist 30% teurer als zwei seiner Konkurrenten in der Endrunde, das Volumen um ein Fünftel grösser.
Denn im Gegensatz zum erstplatzierten Büro liessen die Konkurrenten die Anbauten teilweise stehen. So konnten sie zwar die Kosten tief halten, jedoch keine überzeugende Lösung für das gesamte Areal finden. Die Überbleibsel der Erweiterungsjahre bildeten wohl deren Achillesferse. Die Jury belohnt den Mut der jungen Architekten aus Luzern: Klarheit hat offensichtlich ihren Preis.
Marko Sauer Architekt, Korrespondent TEC21