Auf dem Dreispitz im Süden von Basel wird ein ehemaliges Gewerbe- und Industriegebiet in ein Stadtquartier umgewandelt. Besonders augenfällig ist diese Transformation im Freilager auf der Grenze zwischen den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft, wo ein Campus der Künste entsteht. Den Auftakt machte 2003 das Schaulager, ein Lager- und Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst von Herzog&de Meuron. Im vergangenen Jahr ist mit der Hochschule für Gestaltung und Kunst der Fachhochschule Nordwestschweiz ein weiterer gewichtiger Nutzer dazugekommen. Rund 1000 Studierende, Dozierende und Mitarbeitende finden Platz im neuen Hochhaus von Morger-Dettli Architekten sowie im umgebauten ehemaligen Zollfreilager von Müller Siegrist Architekten.
In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die Dreispitzhalle, die die Christoph Merian Stiftung (CMS) im Baurecht an die Stiftung Kunsthaus Baselland abtreten will. Dort soll ein Ort für erste Auftritte junger Kunst, für Einzel- und Gruppenausstellungen etablierter Kunst und die Realisierung neuer Werkideen entstehen. Auch Gespräche und Diskussionen sind Teil des Programms.
Zum Studienauftrag wurden fünf Architekturbüros eingeladen. Die Aufgabenstellung war offen formuliert: Vom Neubau über einen Teilersatz bis zu einem Umbau war alles möglich. Die Hülle der bestehenden Lagerhalle ist undicht und energetisch sowie vom Schallschutz her ungenügend. Die Dachkonstruktion hat nahezu keine Traglastreserven mehr. Trotz dieser Mängel schlugen nur zwei Teilnehmer einen Neubau vor, die übrigen arbeiteten mit dem Bestand. Dies ist wohl auf die damit verbundene Auflage zurückzuführen, dass bei einem Neubau ein Pocket-Park über 400 m2 eingeplant werden musste.
Zwischen Wirkung und Nutzbarkeit
Mit drei schlanken Betontürmen durchstossen Buchner Bründler Architekten die filigrane Konstruktion der bestehenden Lagerhalle. Sie verstärken damit die schwächelnde Tragkonstruktion und bringen Licht in die dunklen Innenräume. Der Zugang erfolgt beidseitig über einen grosszügigen offenen Hallenbereich. Lage und Gestalt ermöglichen eine gute Durchwegung und Vernetzung mit der Nachbarschaft. Die dreieckigen Lichttürme schaffen eine willkommene Gliederung des Raums, die mit wenigen zusätzlichen Unterteilungen für jede Ausstellung räumlich neu definiert werden kann. Zusammen bilden sie ein unübersehbares Zeichen, das die unscheinbare, in der Mitte des weitläufigen Areals gelegene Halle auch aus der Ferne erkennbar macht.
Mit einem keilförmigen Einschnitt schaffen Blue Architects gleichzeitig Zugang, Durchgang und Zonierung. Allerdings fehlt die Fernwirkung, und der open space bedingt einen hohen betrieblichen Aufwand für die Einrichtung mit mobilen Stellwänden.
Ein hoher Lichtgaden kennzeichnet das Projekt von Käferstein&Meister Architekten. Die Zugangs- und Empfangsbereiche an den Schmalseiten sind aber zu knapp bemessen, und auch hier ist die Bewirtschaftung der offenen Halle aufwendig.
Einen Neubau schlagen LOST Architekten vor. Obwohl betrieblich gut organisiert, kritisiert das Beurteilungsgremium die als Kopfgebäude ausgebildeten geschichteten Volumen, da sie «die quartierübliche Zeilenbauweise ignorieren».
Auch Luca Selva Architekten schlagen ein kräftiges, gestuftes und neues Gebäude vor. Gelobt werden die grosszügigen Aussenräume, doch haben schliesslich der uneinheitliche Gesamtcharakter und der museale Auftritt nicht überzeugt.
Der Studienauftrag ist der zweite Versuch, ein Projekt für die Kunsthalle zu finden, nachdem bereits ein früherer Vorstoss an diesem Standort gescheitert war. Auch für den neuen Anlauf sind die Voraussetzungen nicht ideal. So ist die Finanzierung des 7 Mio. Fr. teuren Gebäudes noch offen. Zudem müssen verschiedene planungsrechtliche Fragen vom Bauinspektorat in Liestal beantwortet werden. Immerhin wird der neue Standort des Kunsthauses im Baselbieter Kulturleitbild genannt. Das stimmt die Verantwortlichen zuversichtlich, zumal es Handlungsbedarf gibt: Die Betriebsbewilligung für die Zwischennutzung der Dreispitzhalle läuft Ende 2016 aus…
Text: Jean-Pierre Wymann, Architekt ETH SIA BSA, Mitglied der Wettbewerbskommission des SIA