Das Pfarrzentrum St. Christophorus liegt unmittelbar an der viel befahrenen Strasse für Pendler und Einkaufstouristen, die den nördlichsten Teil von Kleinbasel mit Weil am Rhein verbindet. Es besteht aus einer kleinen Kirche, einem Pfarrhaus, einem Sigristenhaus und einem Pfarreiheim mit Saal und Vereinsräumen. Die römisch-katholische Kirche des Kantons Basel-Stadt scheut die anstehende Sanierung angesichts kaum vertretbarer Kosten.
Die beantragte Umzonung in die Zone 5a wurde vom Regierungsrat im Jahr 2014 bewilligt, sie erlaubt nun eine sechsgeschossige Wohnbebauung mit öffentlicher Erdgeschossnutzung.
Das Raumprogramm sieht ein neues kirchliches Zentrum mit Andachtsraum, Saal, Vereinsräumen sowie zwei Kindergärten, Wohnungen für betreutes Wohnen im Alter, eine Grosswohnung für eine betreute Wohngemeinschaft von Kindern und Jugendlichen und weitere kostengünstige Wohnungen vor. Die Nutzung soll gemäss den geltenden Zonenvorschriften voll ausgeschöpft werden. Zum einstufigen Projektwettbewerb wurden 13 Teams eingeladen. Zwei Beiträge wiesen Verstösse gegen das Bau- und Planungsgesetz auf, die eine Ausnahmebewilligung erfordern, und drei Projekte wiesen sogar Verstösse auf, die so gravierend sind, dass sie nicht bewilligungsfähig sind.
Das Preisgericht empfiehlt einstimmig den Beitrag von Lorenz Architekten zur Weiterbearbeitung. Der neue «Stadtbaustein» schliesst die Blockrandbebauung mit einer überzeugenden Staffelung der Strassenfassade in drei Teile. Das schafft einen grosszügigen Vorplatz für die öffentliche Nutzung und ermöglicht es, eine Ecke des gestaffelten Baukörpers als Glockenturm auszubilden. Als Referenz dient die Antoniuskirche von Karl Moser, die sich ebenfalls in einen Blockrand einfügt und dennoch als öffentliches Gebäude aus der Flucht herausragt.
Die einzelnen Gebäudeteile sind auch vertikal gegliedert und mit konvexen und konkaven Rücksprüngen plastisch durchgestaltet. Die Materialisierung in Beton für das Erdgeschoss und in Klinker für die Obergeschosse setzt die Tradition von profanen Wohnbauten im Quartier und von industriellen Bauten wie dem Bernoulli-Silo im nahe gelegenen Hafen fort.
Gewürdigt wird insbesondere das optimal organisierte kirchliche Zentrum, das sich in verschiedene Raumgrössen unterteilen lässt, vom Andachtsraum mit Sitzungszimmern bis zum Grossraum für Festgottesdienste oder Konzerte. Die Alterswohnungen sind über einen strassenseitigen Laubengang erschlossen, der als Ort der Begegnung ausgelegt ist. Die Mietwohnungen verfügen über ein grosszügiges Entree und sind beidseitig nach Osten oder Westen orientiert. Im Attikageschoss befindet sich die Wohngruppe für Kinder und Jugendliche.
Insgesamt weist der Beitrag eine angemessene Flughöhe auf. Der bescheidene Auftritt und die robuste Materialisierung sind gut in den gebauten Kontext eingebunden. Trotzdem findet das neue Kirchenzentrum zu einem eigenständigen und markanten Ausdruck, der weit über die eigentliche Wohnnutzung hinausweist.
Mit dem zweiten Preis bedacht wurde der Vorschlag von Miller&Maranta. Dieser bricht den hermetischen Innenhof mit einem Bauwich auf. Diese offene Fuge, die Strasse und Hof miteinander verbindet, setzt einen Akzent im Strassenraum und weist so gekonnt auf die öffentlichen Nutzungen hin. Es entstehen zwei unterschiedlich grosse Baukörper, die dreiseitig orientiert sind. Die grosszügigen Fensterflächen und die edle Behandlung des Betongerippes waren für die Jury ortsfremd und in der «Noblesse des architektonischen Ausdrucks» für das soziale Programm nicht angemessen.
Gelungen hingegen ist die Anordnung der Alterswohnungen im südlichen Gebäude und der übrigen Wohnungen im nördlichen Pendant dazu. Die effiziente drei- bis fünfbündige Erschliessung mit zwei Treppenhäusern führt aber dazu, dass einige Wohnungen nur auf die lärmige Strasse ausgerichtet sind. Besonders sorgfältig ausgearbeitet sind die öffentlichen Räume, allen voran die Kapelle und der Saal mit unverkennbaren Anklängen an grosse Vorbilder wie die Bagsværd-Kirche von Utzon oder die Grabstätte Brion von Scarpa. Der ambitionierte Beitrag wirkt im dörflichen Quartier mit wenig Renommee und hohem Ausländeranteil etwas schräg, so wie eine Verheissung auf kommende goldene Zeiten nach der Weiterentwicklung und Aufwertung des Hafenareals, die im Moment in Planung ist.
Text: Jean-Pierre Wymann, Architekt ETH SIA BSA, Mitglied der Wettbewerbskommission des SIA