Resultat
HarmoS schlägt in der Politik immer wieder hohe Wellen: Die interkantonale Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule hat indes nicht nur Veränderungen im Lehrplan zur Folge, sondern wirkt sich auch auf den Raumbedarf der Schulen aus. Um neue Formen des Unterrichts zu ermöglichen, werden an vielen Orten Schulhäuser umgebaut oder durch Neubauten ersetzt.
So auch in Muttenz, wo in einem selektiven Projektwettbewerb ein neues Primarschulgebäude gesucht wurde. Neben den Klassenzimmern verlangte das Raumprogramm zahlreiche Gruppen- und Arbeitsräume, die ein individuelles Lernen ermöglichen. Darüber hinaus waren noch zwei Turnhallen zu planen und – was heute oft kontrovers diskutiert wird – eine Wohnung für den Hauswart.
Doch nicht nur das Programm für das Schulhaus war anspruchsvoll, auch die Parzelle bot einige Knacknüsse. Zukünftige Projekte des Kantons mussten berücksichtigt werden, obwohl ihre Ausmasse erst schemenhaft zu erahnen waren. Zudem strahlte auch die schachbrettartige Bebauungsstruktur des «Masterplans Polyfeld» aus, wo in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wettbewerbsperimeter der Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz wächst.
Im Siegerprojekt besetzt das Schulhaus mit den beiden Turnhallen die südwestliche Ecke des Grundstücks. Damit übernehmen die Architekten die Logik des Masterplans und halten die restliche Parzelle frei für das Projekt des Kantons. Im Situationsplan zeigen sie auf, wie eine Dreifachturnhalle die windradförmige Belegung der Parzelle ergänzen könnte.
Im Herzen der Schule
Das gesamte Programm findet Platz in einem einzigen Gebäude – entsprechend tief fällt dieses aus. Die Unterrichtszimmer und Gruppenräume reihen sich in einem Kranz den Fassaden entlang. Sie fassen einen Hof, der Platz bietet für vier Treppenhäuser, zwei Lichthöfe und eine mittlere Zone, in der auf jedem Stock eine Lernlandschaft vorgesehen ist. Diese wird im Brandfall von den Treppenhäusern getrennt, gilt somit nicht als Fluchtweg und darf deshalb möbliert werden. Markus Walser von Nord Architekten nennt diesen Raum das Herzstück des Entwurfs. Er ergänzt die Gruppen- und Spezialräume und erweitert die Möglichkeiten des Unterrichts.
Um die Ecke gedreht
Die Form des Windrads findet sich auf vielen Ebenen des Entwurfs. In der Situation gliedert sie die Aussenräume, wo in der frei bleibenden Fläche im Zentrum der Spielplatz liegt. Auf den Obergeschossen wiederholt sich die Form in der Anordnung der Treppenhäuser. In ihrer Mitte befinden sich die Lichthöfe, die Lernlandschaft und die Nebenräume.
Auch im Erdgeschoss taucht das Windrad wieder auf. Die beiden Turnhallen stossen an den Rand des Gebäudes und spannen dadurch Räume in den Eingangsbereichen auf. An der Engstelle zwischen den Hallen verbindet ein Korridor die beiden Treppenhäuser.
Die Architekten schöpfen das Potenzial dieser Anordnung klug aus, ohne einem Formalismus zu verfallen. Das Prinzip bleibt immer das gleiche – seine Anwendung passt sich aber den unterschiedlichen Anforderungen in Städtebau und Grundriss an.
Marko Sauer Architekt, Korrespondent TEC21