Der Zolli, wie die Basler ihren Zoo liebevoll nennen, soll 2019 ein Ozeanium bekommen. Für den Projektwettbewerb an der Heuwaage – ausserhalb des Zoogeländes, am Übergang zur Innenstadt – präqualifizierte die Jury 15 Generalplanerteams aus 55 Bewerbungen. Gegen die namhafte teilweise internationale Konkurrenz – darunter David Chipperfield, Zaha Hadid, Bernard Tschumi und MVRDV – gewannen Boltshauser Architekten aus Zürich mit ihrem Projekt «Seacliff». Bei der Ergebnispräsentation wurde deutlich, dass sich die zweit- und drittplatzierten Projekte mit ihren aufwendigen, realistischen Visualisierungen eher keinen Gefallen getan haben.
Weder Meteorit noch Bond-Stil
Den zweiten Platz erreichte der Beitrag «Watergate» von HHF Architekten zusammen mit Burckhardt Partner. Sie platzierten einen neungeschossigen polygonalen Meteoriten an der Heuwaage, der städtebaulich mit dem Markthallenturm, dem gegenüber stehenden Hochhaus aus den 1960er-Jahren und dem nahe gelegenen Hallenbad Rialto ein Ensemble bildet. Allerdings schoss sich der Entwurf durch seine fast als abschreckend zu bezeichnende Fassadengestaltung ins Aus: Die aufwendig getreppte Sichtbetonoberfläche wird durch zahlreiche Krater aufgebrochen. Im Inneren sieht der Entwurf eine hochgradig elaborierte Ausstellungswelt mit einer so ausgeklügelten Verknüpfung von Publikumsflächen, Aquarien und Technikbereichen vor, dass die Jury zu wenig Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung sah.
Auf den dritten Platz setzte sie das städtebaulich überzeugende Projekt «Blue Cave» von Zaha Hadid: Der Zugang erfolgt zooseitig durch einen Tiefhof, der in eine gelungene landschaftsarchitektonische Anbindung zum Haupteingang des Zoos überführt. Allerdings schreckte besonders die Innenwelt des Hadid-Entwurfs die Jury: Zu wenig natürlich, lautete das Juryurteil über die futuristisch, dynamisch gestylten Innenräume. Zugegeben, sie stünden einem nächsten Bond-Film gut an. Warum hat man das Büro allerdings überhaupt ausgewählt, wenn man seine typische Architektursprache für die Aufgabe für unpassend hält?
Stampflehmklippe
Ein bestechend schlüssiges Bild für das Ozeanium hingegen hat das Team um den Zürcher Architekten Roger Boltshauser mit seiner Klippenanalogie vorgeschlagen. Und mit der vorgeschlagenen Umsetzung als Stampflehmbau auch eine zeitgemässe, nachhaltige Materialisierung entwickelt. Ausserdem überzeugt das kompakte, oberirdische Gebäudevolumen auch städtebaulich. Ein Grossteil der Aquarien und die Technik sind in drei Untergeschossen organisiert. Weniger überzeugend ist die Verbindung hinauf zu den Pinguinen und Fischottern im Dachgeschoss und hinunter zur Strasse.
Der Weg durch das Haus soll als eine Reise beginnen, die mit Lachs und Aal von Basel aus den Rhein abwärts ins Meer führt. Weiter durchwandern die Besucher – entgegen der Richtung der Meeresströmungen um die Erde – eine zweigeschossige Wasserwelt, die mehr Tierarten beheimatet als der Zoo heute. Der Weg führt entlang an 30 Aquarien, darunter ein natürliches Korallenriff, durch ein Mangrovenbecken. Höhepunkt ist ein Raubfischbecken mit fast neun Metern Wasserstand. Den oberen Abschluss der Ausstellung bilden die Pinguin- und Seeotteranlagen im Dachgeschoss. Dazwischen befinden sich ein Auditorium, Ausstellungs- und Schulungsräume sowie der obligatorische Shop. Ein grosser Teil der Energie für die anspruchsvolle Haus- und Aquarientechnik soll solar gewonnen werden. Fritz Schumacher, Basler Kantonsbaumeister und Jurymitglied, lobte in seiner Vorstellung das kompakte oberirdische Volumen des Siegerprojekts, das sich städtebaulich gelungen in die Nachbarschaft eingliedere. Er merkte aber auch an, dass an der vorgeschlagenen Ausstellungschoreografie noch gefeilt werden müsse.
Tierausstellung Zeitgemäss?
Wie bei allen Zoobauten bleibt die grundsätzliche Frage, ob der erhebliche Ressourceneinsatz für Bau und Unterhalt gerechtfertigt ist, um lebende Tiere auszustellen. Und ob er mit didaktischen Erfolgen und Bemühungen um Arterhaltung ausreichend begründet werden kann. Gibt es heute nicht auch andere zeitgemässe, technische Möglichkeiten, um Menschen für den Arten- und Naturschutz zu begeistern?
Alexander Felix Architekt