Entschiedene Wettbewerbe
Sprache
Art des Verfahrens
Baukategorie
Art der Aufgabe
Beschaffungsform
Kanton
Fachgebiet Federführung
Jahr
- 26.09.2023ProjektwettbewerbZürich
Betreutes Alterswohnen Wangensbach, Küsnacht
- 22.09.2023ProjektwettbewerbNeuenburg
Centre de compétences à Colombier, Banque Raiffeisen Neuchâtel et Vallées
- 20.09.2023ProjektwettbewerbLuzern
Wohnüberbauung Am Rain, Luzern
- 18.09.2023ProjektwettbewerbTessin
Nuova sala polivalente e ampliamento degli spazi amministrativi comunali, Ascona
- 14.09.2023ProjektwettbewerbZürich
Neubau Schulanlage Sirius und Ersatzneubau Werkhof Hochstrasse
- 13.09.2023ProjektwettbewerbBern
Ersatzneubau Mutthornhütte SAC
- 12.09.2023ProjektwettbewerbWaadt
Création d’un accueil collectif de jour pré et parascolaire et agrandissement du site scolaire de Jongny
- 11.09.2023ProjektwettbewerbZürich
Neubau Wache West + Stadtarchiv, Zürich
- 07.09.2023ProjektwettbewerbGraubünden
Wohnüberbauung «Wätterweid», Arosa
- 06.09.2023ProjektwettbewerbGenf
Espaces publics Goutte St-Mathieu à Bernex
- 05.09.2023ProjektwettbewerbZürich
Campo, Winterthur
- 01.09.2023ProjektstudieSchaffhausen
Städtebauliches Studienverfahren Rheinufer Ost, Schaffhausen
- 31.08.2023ProjektwettbewerbWaadt
Centre de traitement et de réadaptation CTR à Orbe
- 29.08.2023ProjektstudieZürich
Neubau Hochhaus Sulzerallee, Winterthur
- 25.08.2023ProjektwettbewerbWaadt
Nouvelle école professionnelle à Payerne
- 24.08.2023ProjektwettbewerbThurgau
Neubau Schulhaus Brüggli, Romanshorn
Neubau Naturhistorisches Museum Basel und Staatsarchiv Basel-Stadt
Selektives Verfahren
1 Rüdengasse, 4001 Basel
Publikationsdatum
19.10.2015
Auftraggeber
Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt, Städtebau & Architektur, Hochbauamt
Galerie
Auftraggeber & Jury
Fachrichter
- Thomas Blanckarts (Architekt, Leiter Hochbauamt Basel-Stadt),
- Christian Mehlisch (Architekt, Leiter Verwaltungsvermögen, Immobilien Basel-Stadt),
- Roger Diener (Diener & Diener Architekten),
- Emanuel Christ (Christ & Gantenbein),
- Barbara Holzer (Holzer Kobler Architekturen),
- Mario Fontana (Prof. Baustatik und Konstruktion ETHZ ),
- Herbert A. Hediger (Hediger und Partner Haustechnik AG),
- Jürg Degen (Raumplaner, Leiter Arealentwicklung und Nutzungsplanung, Planungsamt BS),
- Thomas Fries (Architekt, Stv. Leiter Hochbauamt BS),
Sachrichter
- Guy Morin (Regierungspräsident, Präsidialdepartement Basel-Stadt ),
- Philippe Bischof (Leiter Abteilung Kultur, Präsidialdepartement Basel-Stadt),
- Prof. Dr. Christian A. Meyer (Direktor Naturhistorisches Museum Basel-Stadt (NMB) ),
- Johannes Vogel (Generaldirektor Naturkundemuseum Berlin ),
- Esther Baur (Staatsarchivarin Basel-Stadt),
- Gerd Schneider (Steria Mummert Consulting),
- Philip Ursprung (Prof. Kunst- und Architekturgeschichte ETHZ),
- Jeannette Voirol (Stv. Leiterin Abt. Kultur, Präsidialdepartement Basel-Stadt),
Wettbewerbsresultat
Sowohl das Naturhistorische Museum als auch das Staatsarchiv verfügen über ein ausgedehntes Archiv und haben an ihren Standorten mit erheblichen räumlichen und betrieblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Mit einem gemeinsamen Neubau im Norden von Basel in unmittelbarer Nähe des St.-Johann-Bahnhofs sollen diese Mängel behoben und Synergien genutzt werden.
In der Vergangenheit haben verschiedene Massnahmen dazu beigetragen, das St.-Johann-Quartier aufzuwerten. Begonnen hat alles mit der unterirdisch geführten Nordtangente, dem teuersten Teilstück im schweizerischen Nationalstrassennetz. Danach kam das Bekenntnis von Novartis zum Standort mit dem Masterplan von Vittorio Magnago Lampugnani, und es folgten verschiedene neuere Wohnbauten entlang der Voltastrasse von Degelo Architekten, Christ&Gantenbein und Buchner Bründler.
Das Naturhistorische Museum Basel besitzt eine regional und international bedeutende naturwissenschaftliche Sammlung. Forschung und Vermittlung auf diesem Gebiet werden mit dem Verlust der Biodiversität, dem Klimawandel und den globalen Konflikten um die Nahrungs- und Wasserressourcen immer wichtiger. Die Erforschung, Dokumentation und Vermittlung der lokalen und globalen Vielfalt der Natur ist deshalb auch die zentrale Aufgabe des Naturhistorischen Museums.
Das Staatsarchiv Basel-Stadt ist das Gedächtnis und der zentrale historische Wissensspeicher des Kantons Basel-Stadt. Als Schnittstelle zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sichert es schriftliche, audiovisuelle und digitale Originale. Das Staatsarchiv steht Privatpersonen, Forschern, Verwaltungsmitarbeitern, Kulturschaffenden und Lehrpersonen offen. Zugleich unterstützt es Dienststellen und Behörden.
Institution mit Ausstrahlung
Ziel des Projektwettbewerbs ist es, das regionale Gedächtnis von Natur- und Kulturgeschichte auf dem ehemaligen Lagerareal entlang der französischen Bahnlinie an einem Ort zusammenzuführen. Damit soll Basel Nord eine kulturelle Attraktion erhalten und zwei sich ergänzende Institutionen zu einem neuen Komplex von überregionaler Ausstrahlungskraft zusammenfassen. Der Wettbewerbsperimeter liegt eingekeilt zwischen den Gleisen der französischen Bahn und der Entenweidstrasse und wird im Norden durch die Luzernerring-Brücke begrenzt.
Aus 125 Bewerbungen wurden 22 Teams, darunter zwei Nachwuchsteams, für die Teilnahme am Wettbewerb selektioniert. Sieben Projekte der engeren Wahl wurden dem letzten Jurytag vertieft geprüft und zwei davon wegen grober Verstösse gegen das Wettbewerbsprogramm von der Preiserteilung ausgeschlossen. Die Ausschlüsse zeigen, wie eng die Rahmenbedingungen gesetzt waren und wie schwierig es war, das Raumprogramm im vorgeschriebenen Perimeter unterzubringen. Aus der Runde der letzten sieben Projekte kamen zwei in die Überarbeitung.
Ein Haus für zwei
EM2N ist es in der finalen Bereinigungsstufe überzeugend gelungen, die Defizite zu beheben. Dabei konnte das Büro das städtebauliche Konzept und die eindeutige räumliche Zuordnung der beiden Institutionen in einem Haus beibehalten. Über eine zentrale Eingangshalle in unmittelbarer Nähe zum Vogesenplatz werden Museum und Staatsarchiv gemeinsam erschlossen. Von dort gelangt man ebenfalls ins Dachgeschoss des Turms mit einer öffentlichen Bar – eine Nutzung, die im Raumprogramm nicht gefordert war und die die Architekten ungefragt hinzugefügt haben. Das Staatsarchiv ist im verglasten Attikageschoss auf einer Ebene angeordnet. Damit wird die Institution gegen aussen klar ablesbar, und die betrieblichen Abläufe werden optimiert.
Das Naturhistorische Museum besetzt Erd-, Unter- und Obergeschoss. Mit dem Ersatz der sogenannten «Rampenhalle» durch einen neuen, vertikalen Erschliessungsraum und mit der Einführung eines zweiten Treppenhauses für Besucher gelingt die in der Überarbeitung verlangte Neuorganisation des Museums. Interne und externe Erschliessung können so getrennt werden, und die enge Nachbarschaft unterschiedlicher Museumsbereiche ermöglicht viele Blickbeziehungen zwischen Ausstellungs-, Sammlungs- und Arbeitsräumen. Der Besucherrundgang ist abwechslungsreich und bietet präzise Ausblicke ins Freie, was die Orientierung im Gebäude erleichtert.
Starke Struktur
Der Entwurf «Periwinkle» von Ciriacidis Lehnerer Architekten besticht durch eine städtebaulich exakte Setzung und eine sorgfältig gestaffelte Volumetrie sowohl im Grundriss als auch im Schnitt. Ermöglicht wird das durch eine expressive Tragstruktur aus gewölbten Rippendecken in Stahlbeton, die gegen aussen mit Glas oder Ziegeln verkleidet ist. Trotz dem gekrümmten Verlauf der Baulinie ist es so möglich, ein orthogonales Konstruktionsraster über die ganze Länge des Gebäudes zu entwickeln. Der Entwurf findet damit einen spezifischen und verführerischen Ausdruck für ein flexibles Museums- und Archivgebäude mit öffentlicher Ausstrahlung.
Die beiden Institutionen werden nicht übereinandergestapelt, sondern nebeneinandergesetzt. So befindet sich das Naturhistorische Museum im Norden, mit dem Turm als markantem Zeichen unmittelbar an der Luzernerring-Brücke, während auf der Südseite an der Entenweidstrasse das Staatsarchiv liegt. Leider ist es dem Nachwuchsteam nicht gelungen, die vielen Versprechungen des Projekts in der Überarbeitung einzulösen. Kritik gab es für die Glasfront des Turms, wo die Büros untergebracht sind. Dies sei «weder architektonisch noch funktional nachvollziehbar und als Zeichen beziehungslos zum Programm», heisst es dazu im Jurybericht. Zudem lasse die Bearbeitung viele Fragen in konstruktiver, technischer und betrieblicher Hinsicht offen.
Der Beitrag von Caruso St John Architects kommt ohne sichtbares Zeichen in Form eines Turms zur Brücke aus. Erkauft wird dies mit fehlender Fläche für das Naturhistorische Museum. Trotzdem würdigt die Jury diesen kultivierten und souveränen Entwurf wegen seiner klaren Gliederung und verständlichen Struktur. Zudem habe das Projekt den Anspruch, «klassische Architektur» zu sein, was «unter den Bedingungen eines zeitgenössischen Bauvorhabens ein äusserst aufregendes und ambitioniertes Ansinnen» sei. Interessant sind auch die Ausführungen im Jurybericht dazu: «Denn der wohlproportionierte Baukörper mit präzise gesetzten Öffnungen, die sorgfältig gegliederte Fassade mit grosszügigen Dimensionen oder auch die physische Präsenz einer monolithischen Wand sind heutzutage aufgrund der oftmals einengenden Baugesetze und ökonomischen Einschränkungen alles andere als selbstverständlich.»
Der Wettbewerb für das Naturhistorische Museum und das Staatsarchiv hat einmal mehr gezeigt, dass auch bei eng gesetzten Rahmenbedingungen eine grosse Lösungsvielfalt möglich ist. EM2N ist es am besten gelungen, die beiden Institutionen auf der schmalen und langen Parzelle zusammenzuführen, indem sie diese geschickt übereinandergeschichtet haben. Mit der Bar im Leuchtturm führen sie zudem eine zusätzliche öffentliche Nutzung ein, die ein weithin sichtbares Zeichen setzt, das über die beiden Institutionen hinausweist.
Text: Jean-Pierre Wymann, Architekt ETH SIA BSA, Mitglied der Wettbewerbskommission des SIA