Wird die Vision des von Grün Stadt Zürich erarbeiteten Landschaftsentwicklungskonzepts (LEK) Limmatraum wie vorgesehen umgesetzt, so wandelt sich der Flussraum bis in etwa fünf Jahren zum zusammenhängenden Parkband, das vom Zürcher Zentrum bis an die Peripherie führt. Wie Perlen an einer Schnur sollen sich vielfältige Grün- und Freiräume aneinanderreihen, zusammengehalten vom Limmatuferweg als durchgängiger Fuss- und Veloverbindung. Eine der geplanten Anlagen ist der rund 5000 m² grosse Quartierpark «Am Wasser», der anstelle der östlich der gleichnamigen Fabrik gelegenen Pflanzgärten entstehen soll.
Die Vorgabe des LEK nahm der Bund Schweizer Landschaftsarchitekten (BSLA) zum Anlass, den Evariste-Mertens-Preis 2012 dem Entwurf des Parks zu widmen. Als lokaler Partner stieg Grün Stadt Zürich mit ins Boot. Zur Teilnahme am anonymen Projektwettbewerb waren junge Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten mit Wohnsitz in der Schweiz aufgefordert. Ein wichtiges Thema in der Ausschreibung war die Partizipation: Der Quartierpark soll Anwohnern aus der unmittelbaren Umgebung die Möglichkeit geben, sich aktiv darin einzubringen, zudem gibt es den Wunsch einer nahen Schule nach einem Schülergarten.
Diese Forderungen nahmen sich die Verfasser des erstplatzierten Projekts zu Herzen: Roman Häne und Silvio Spieler schlugen in ihrem Projekt «H. Societas» einen Quartierpark vor, der individuellen Parkbesuch und gemeinschaftliches Wirken gleichermassen ermöglicht. Zentrum der Anlage ist eine zum Fluss hin orientierte, offene Wiese. Umschlossen wird sie an drei Seiten durch eine Reihe sogenannter «Gartenzimmer». In diesen von streng geschnittenen Hecken eingefassten Gevierten können unterschiedliche Nutzergruppen ihre eigenen Gärten anlegen. Die Reihe der Gartenparzellen fasst die Anlage und fungiert als Pufferzone zwischen der Liegewiese und der stark befahrenen Strasse Am Wasser. Wege zwischen den einzelnen Parzellen ermöglichen dennoch eine Verbindung zwischen aussen und innen. Zudem wendet sich der Park trotz Abgrenzung gegen den Verkehr mit einem kleinen, an der Strasse gelegenen baumbestandenen Platz dem Quartier zu. Das Projekt überzeugt mit einer unaufgeregten Sprache und einer soliden Grundstruktur, die jedoch dank vielfältiger Details nicht langweilig wird. Die Verfasser schlagen vor, das strenge Konzept aufzulockern, indem zum Beispiel jedes Geviert mit einer anderen Gehölzart umschlossen wird oder indem sie jenseits des Kloster- Fahr-Wegs eine kleine Kanzel in den Flussraum schieben.
Die weiteren vier ausgezeichneten Projekte überzeugen alle mit starken Grundideen. Die Verfasser des Projekts «Höngger» (2. Preis) machen den einfachen, aber reizvollen Vorschlag, den Park als zusammenhängende, von Bäumen gesäumte Wiese zu gestalten. Die Autoren des Beitrags «Wendung» (4. Preis) schlagen hingegen vor, den Fussweg zur Strasse hin zu verschieben und statt der Ufermauer eine sanft abfallende Böschung zum Fluss vorzusehen. Die Projekte «Canale Piccolo» (3. Preis) und «Das Viereck» (5. Preis) wiederum beziehen sich auf die Geschichte des Orts, indem sie mit unterschiedlichen Massnahmen den ehemaligen Fabrikkanal nachzeichnen. Letzteres Projekt nimmt ebenfalls das Thema Partizipation auf und schlägt vor, Interessierten quadratische Kleingärten zur Verfügung zu stellen, die aus einer mit Obstbäumen bestandenen Wiese ausgestanzt zu sein scheinen. Allerdings hat dieser Vorschlag aus Sicht der Jury einen entscheidenden Schwachpunkt: Sinkt das öffentliche Interesse am Urban Gardening, ist das Projekt seines Herzstücks beraubt. Die «Gartenzimmer» des Siegerprojekts hingegen können im Lauf der Zeit veränderten Nutzerwünschen angepasst werden.
Evariste-Mertens-Preis 2014
Alle zwei Jahre schreibt der Bund Schweizer Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten den Evariste-Mertens-Preis aus. Ziel des anonymen Wettbewerbs ist die Förderung der fachlichen Qualität wie auch der beruflichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten junger Landschaftsarchitekten. Der Wettbewerb behandelt jeweils ein aktuelles Projekt in der Schweiz, Auslober sind der BSLA und eine lokale Partnerorganisation. Für den Evariste-Mertens-Preis 2014 ist die Wettbewerbskommission des BSLA auf der Suche nach einem Thema mit wegweisendem Charakter. Interessierte an einer möglichen Zusammenarbeit werden gebeten, sich mit ihrem Vorschlag unter bsla@bsla.ch an den Verband zu wenden.