Ausgangslage
Die Stiftung Brüttelenbad bietet geistig und mehrfach beeinträchtigten erwachsenen Menschen einen Lebensraum mit Wohn-, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Gebäude und Einrichtungen der Stiftung haben das Ende ihres Lebenszyklus erreicht bzw. meist überschritten und entsprechen nicht mehr den Anforderungen an eine zeitgemässe Institution. Mit einem Neubau für drei Wohngruppen und der Umgestaltung und Erneuerung der bestehenden Gebäude und der Umgebung sollen die räumlichen und betrieblichen Verhältnisse verbessert und Nutzungen entflechtet werden. Das bestehende Betreuungsangebot wird vertieft und mit betreuten Wohnformen ausserhalb des heutigen Standorts ergänzt.
Aufgabenstellung
Die geplanten Interventionen konzentrieren sich auf den Bereich Hauptgebäude, Turnhalle, Scheune und die Umgebung. Für die Umsetzung des Raumprogramms sollen drei Wohngruppen und einzelne Werkateliers aus dem Hauptgebäude ausgelagert werden.
Dazu ist ein Neubau für drei zeitgemässe Wohngruppen vorgesehen, der sich mit hoher ortsbaulicher und architektonischer Qualität in das Gebäudeensemble einfügt.
Zum Erfüllen dieser Aufgabe kann die Turnhalle rückgebaut werden. Um alle künftigen Raumbedürfnisse abzudecken, wird das Volumen der Scheune benötigt. Die erhaltenswerte Scheune ist Teil des Ensembles Brüttelenbad. Falls ein Rückbau vorgeschlagen wird, muss die neue Lösung eine klar bessere ortsbauliche Qualität aufweisen.
Das schützenswerte Hauptgebäude soll für die verbleibenden Nutzungen umgebaut und instand gesetzt werden. Für die Erfüllung des Raumprogramms wird hier nur ein schematischer Flächennachweis der Nutzungen verlangt.
Mit einem Vorschlag zur Aufwertung der Umgebung soll die ortsbauliche Qualität des Ensembles unterstützt und Bezug zur Geschichte des Orts genommen werden. Es sind atmosphärisch angenehme und die Sinne anregende Aussenräume zu schaffen. Zudem sollen Bezüge und Verbindungen vom Innen- zum Aussenraum hergestellt werden.
Teilnehmende
Zur Teilnahme am Projektwettbewerb wurden dreizehn Architekturbüros eingeladen. Sie mussten zusammen mit einem Büro für Landschaftsarchitektur ein Team bilden.
Zwölf Projekte wurden eingereicht und nahmen am Wettbewerb teil.
Empfehlungen des Preisgerichts
Das Preisgericht empfiehlt der Stiftung Brüttelenbad das Projekt 08 «Mis Huus dis Huus» zur Weiterbearbeitung.
Das Projekt muss, begleitet durch einen Ausschuss des Preisgerichts, überarbeitet und anschliessend der Gesamtjury noch einmal zur Stellungnahme vorgelegt werden.
1. Rang «Mis Huus dis Huus»
Die Projektverfasser nutzen den Abbruch der bestehenden Turnhalle, um die Situation mit der Setzung eines Neubaus bezüglich Gebäudeensemble und Topografie zu klären. Der Neubau wird mit gebührendem Abstand zum historischen Hauptgebäude auf das Niveau der künstlich angelegten Spielwiese gestellt und thematisiert somit den Übergang der früher getätigten, topografischen Eingriffe zum natürlichen Verlauf des Tals. Die Setzung quer zum Tal bildet einen adäquaten, räumlichen Abschluss des bestehenden Platzes mit dessen prägenden Elementen wie der historischen Stützmauer oder der identitätsstiftenden Linde. Das neue Bauvolumen wird trotz seiner Grösse und Eigenständigkeit mit grosser Selbstverständlichkeit Teil der Gebäudegruppe, ohne die bestehende Hierarchie und die Bedeutung der einzelnen Bauten in Frage zu stellen.
Die vorgefundene Terrassierung wird weitergeführt. Eine neue Mauer mit grosszügiger Treppenanlage verbindet den Hauptplatz mit der Spielwiese, welche mit dieser Intervention verblüffend einfach in die Gesamtanlage integriert wird. Trotz der unbestrittenen konzeptionellen und räumlichen Qualität dieser Massnahme, die vorgefundene Elemente aufnimmt und weiterentwickelt, wirft deren Ausarbeitung Fragen auf. Die behindertengerechte Verbindung der zwei Ebenen über den peripher gelegenen Weg vermag genauso wenig zu überzeugen wie das vorgeschlagene Faltdach zwischen den zwei Gebäuden, das mit seiner Höhe die postulierten Funktionen eines Sonnen- und Regenschutzes kaum zu erfüllen vermag.