Das Preisgericht empfiehlt der Ausloberin der Verfasserin des Projektes im ersten Rang "Cinquecento" den Zuschlag für die Planung und Realisierung zu erteilen.
Ein Grossteil der Qualitäten des Projekts, welche in der ersten Wettbewerbsstufe schon gewürdigt wurden sind auch nach der Überarbeitung vorhanden oder noch verstärkt worden. Die unaufgeregte und doch lebendige städtebauliche Setzung führt zu einer guten aussenräumlichen Situation nach der ersten Bauetappe sowie klaren Parametern für die weitere Entwicklung. Das Projekt besticht zudem mit einer sehr klaren, kompakten Gebäudeform, was zu einer ökologisch, ökonomisch und funktional optimierten Grundrissdisposition führt. Die rationale Ausstrahlung des Projekts wird durch die Ausformulierung der zweigeschossigen kommunikativen Räume im Erschließungsbereich zurückhaltend und doch wirkungsvoll aufgelockert. Bei der Weiterentwicklung des Projekts ist mit grosser Sorgfalt vorzugehen, da der einfache und pragmatische Ansatz des Projekts mit seinen unbestrittenen Qualitäten auch dazu führen könnte Teilaspekte der Aufgabenstellung nicht mit der notwendigen Komplexität in die Projektierung einfliessen zu lassen. Bei der weiteren Planung sind insbesondere folgende Aspekte zu beachten:
Das städtebauliche Prinzip der Gesamtüberbauung mit den unterschiedlich proportionierten Hofbauten und einem mäandrierenden, fließenden Aussenraum ist eine wichtige Qualität des Projekts. Die schon in der ersten Stufe als zu schmal taxierten Proportionen der Zwischenräume im Endausbau wurden leider nicht weiterentwickelt und müssen noch verbessert werden.
Durch das Weglassen des zentralen, zweigeschossigen Loggiaraumes und die leicht unterschiedlich geneigten vertikalen Fassadenbänder wurde gut auf die Kritik
der Monumentalität der Fassade in der ersten Wettbewerbsstufe reagiert. Leider mag die Gestaltung der Fassade noch immer nicht vollumfänglich zu überzeugen. Hauptproblem ist dabei das eher beziehungslose Verhältnis zwischen Sockel und Obergeschossen. Abgesehen von der Eingangsfassade hat dies mit den stark liegenden Proportionen der Fenster im Sockelbereich zu tun.
Hier müsste der strukturelle Charakter der Obergeschosse mindestens teilweise ebenfalls in die Gestaltung miteinbezogen werden. Eine weitere Ursache für den fehlenden Zusammenhalt der unteren und oberen Geschosse wird in den unter- schiedlichen Oberflächen erkannt. Eine durchgehende Materialisierung der Fassade mit Kunststeinelementen hält das Preisgericht im Vergleich zur vorgeschlagenen Lösung als vielversprechender. Dies würde den angestrebten tektonischen Charakter des Gebäudes auch besser zum Ausdruck bringen.
Die Hoffassaden werden im gleichen engen Fassadenraster wie die Hauptfassaden ausformuliert. Dies führt vor allem im untersten Geschoss des Hofes zu unattrak- tiven Arbeitsplätzen, welche bezüglich der Tageslichtnutzung kritisch beurteilt werden.
Die Dimensionierung der Geschosshöhen, welche schon in der ersten Stufe kritisiert wurde, ist unverändert und wird bezüglich der horizontalen Lüftungsverteilung stark angezweifelt. Die lichte Raumhöhe von 2.6 m ist zwingend einzuhalten.
Das Projekt ist bezüglich Verkehr, Erschliessung und Anlieferung noch nicht aus- gereift. Die Einfahrt zur Tiefgarage ist geometrisch ungünstig und zu eng. Die Zugänglichkeit zum Presscontainer ist zu umständlich. Die Anordnung der Anlieferung ist verkehrstechnisch ungünstig, zu klein, und verfügt zudem nicht über die notwendige Überdachung. Die Fahrgassen der Tiefgarage entsprechen in Teilen nicht den Empfehlungen. Mindestens ein Teil der Besucherparkplätze muss oberirdisch angeordnet werden. Deren Platzierung erscheint unklar und muss gelöst werden. Der Vorschlag zur Umfahrung des Gebäudes für Kuriere, Behinderte etc. ist aus verschiedenen Gründen (Kreuzung verschiedener Verkehrsströme, Verhältnis Verkehr/Vorplatz, Verhältnis zwischen Besucherparkplätzen und Zugang Gebäude, zwei Fahrtrichtungen Uhrzeigersinn/Gegenuhrzeigersinn) nicht unproblematisch und muss konzeptionell geklärt werden.
Die Nutzungsverteilung ist teilweise noch nicht optimal und muss in Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft überarbeitet werden. Die Anordnung der Sitzungszimmer im 1. Obergeschoss ist hinsichtlich einer optimalen Belichtung und einer allfälligen Umnutzung in Arbeitsplätze zu verbessern.
Die fehlenden 150 m2 Lagerfläche sind durch den Verfasser in das Projekt zu integrieren.
Eine sehr sorgfältige Planung und Ausführung des Projekts ist Grundvoraussetzung für das Erreichen eines guten Resultats. Für die entsprechende Weiterentwicklung kann der Lösungsansatz der zweigeschossigen Aufenthaltsräume als Leitbild herangezogen werden. Mit zurückhaltendem Einsatz der gestalterischen und ökonomischen Mittel wird ein grosser funktionaler, räumlicher und ideeller Mehrwert erzielt.