Die junge Basler Wohngenossenschaft Zimmerfrei plant, auf dem Areal Erlenmatt Ost¹ im Norden Kleinbasels bis im Herbst 2017 das «Mehrfamilienhaus StadtErle» zu errichten – den ersten Neubau mit Clusterwohnungen in Basel. Sie hat hierzu sechs Architekturbüros aus Basel und Zürich zu einem mit der SIA-Ordnung 142 konformen, einstufigen, anonymen Projektwettbewerb eingeladen. Die Genossenschaft suchte nach Konzepten, die drei verschiedene Wohnformen ermöglichen: Neben 30 «klassischen» 2.5- bis 5.5-Zimmer-Wohnungen sollen zwei Grosswohnungen (180–210m²) mit Individualzimmern, zwei offene Cluster (230–260m²) aus Kleinwohnungen sowie zahlreiche gemeinschaftlich nutzbare Räume errichtet werden.
Der neue Basler Stadtteil Erlenmatt entsteht auf dem rund 18 ha grossen Gebiet des ehemaligen deutschen Güterbahnhofs (vgl. TEC21 9/2012). 2010 erwarb die Stiftung Habitat aus Basel dort drei Baufelder, die sie in 13 Parzellen aufteilte, um sie selbst zu bebauen oder im Baurecht an Baugemeinschaften, Genossenschaften und Wohnbauträgern zu vergeben. Das Zentrum des Quartiers bildet bereits heute der etwa 6 ha grosse Park (vgl. TEC21 19/2013).
Der Wettbewerbsperimeter beschränkt sich auf die 1014m² grosse Baurechtsparzelle Nr. 9. Gemäss dem vom Atelier 5 erstellten privatrechtlichen Regelwerk Erlenmatt Ost (REO)² weist sie eine bebaubare Fläche von 821.5m² auf und ermöglicht eine maximale Bruttogeschossfläche zwischen 4250 und 4460m². Vom Hochparterre bis hinauf zum vierten bzw. fünften Obergeschoss sollen alle Etagen Wohnnutzungen aufnehmen. Darüber hinaus fordert das Nachhaltigkeitskonzept3 der Stiftung Habitat – neben weiteren Parametern – die Einhaltung einer Energiebezugsfläche (EBF) von 45m² pro Person; das Ziel liegt sogar bei 40m².
Die Einhaltung dieser relativ engen Vorgaben erwies sich als grosse Herausforderung: Speziell hinsichtlich der EBF weisen die sechs Wettbewerbsprojekte eine überraschend grosse Streuung zwischen 41.1m² und 57.6m² auf. Der erstplatzierte Beitrag «Morgen, auf der Laube» von Buchner Bründler Architekten beweist allerdings, dass die niedrigste EBF im Wettbewerb mit einer grosszügigen räumlichen Anlage einhergehen kann. Im Hochparterre erzeugt eine durchgesteckte Gemeinschaftslobby eine direkte Verbindung zwischen Hof und Park.
Alle 34 Wohnungen werden auf der Hofseite über eine breite Laube erschlossen. Die in den Wohnungen leicht versetzt angeordneten Räume führen zu spannenden Durchblicken und ermöglichen ein Durchwohnen. Allerdings sind einige Zimmer noch zu schmal und zu klein. Im obersten Stockwerk geht der Laubengang in eine Dachterrasse über und erschliesst einen Multifunktionsraum. Zusammen mit den Holzbauingenieuren Makiol + Wiederkehr schlagen Buchner Bründler Architekten einen reinen Holzbau vor, dessen Materialisierung und Konstruktion – besonders im Bereich des Laubengangs und der Fluchtwege – noch einer brandschutztechnischen Überprüfung bedarf. Insgesamt erinnert das Hauskonzept an einen kleinen Ableger der Zürcher Kalkbreite, allerdings ohne Gewerbeanteil.
Im direkten Vergleich mit den anderen fünf Entwürfen im Wettbewerb setzt einzig das Siegerprojekt die Vorstellungen und Ziele der Genossenschaft Zimmerfrei sehr überzeugend um – was bei dieser Konkurrenz denn doch ein wenig verwundert.
Text: Alexander Felix, Architekt