Entschiedene Wettbewerbe
Sprache
Art des Verfahrens
Baukategorie
Art der Aufgabe
Beschaffungsform
Kanton
Fachgebiet Federführung
Jahr
- 08.08.2022ProjektwettbewerbBern
Arealstudie und Neubau eines dreifachen Kindergartens mit Tagesschule, Schulzentrum Hard, Langenthal
- 05.08.2022ProjektwettbewerbBern
Neubau Dreifachkindergarten Schulzentrum Kreuzfeld, Langenthal
- 05.08.2022ProjektwettbewerbBern
Neubau Zweifachkindergarten Schulzentrum Elzmatte, Langenthal
- 04.08.2022ProjektwettbewerbWallis
BCVs Sion
- 03.08.2022ProjektwettbewerbZürich
Neubau Sportzentrum Witikon
- 02.08.2022ProjektstudieZürich
Entwicklung Flughafenkopf Dock A und Anschlussbauten
- 29.07.2022ProjektwettbewerbGenf
Nouveau groupe scolaire des Grands Esserts, Veyrier
- 28.07.2022ProjektwettbewerbThurgau
Erneuerung Kunstmuseum Thurgau
- 26.07.2022ProjektwettbewerbFribourg
Quartier de logements locatifs durable à Fribourg Bourguillon
- 25.07.2022ProjektwettbewerbBasel
Baufeld 2 Gebäude 2.4, Volta Basel
- 25.07.2022ProjektwettbewerbBasel
Baufeld 2 Gebäude 2.3, Volta Basel
- 21.07.2022ProjektwettbewerbWaadt
EMS Louis Boissonnet Lausanne
- 20.07.2022ProjektwettbewerbBasel
Ersatzneubau SEK I, Allschwil
- 19.07.2022ProjektwettbewerbTessin
Nuova scuola dell'infanzia di S. Antonino
- 15.07.2022ProjektwettbewerbGenf
Hôpital des Enfants à Genève
- 14.07.2022ProjektwettbewerbSchwyz
Langsamverkehrsführung Biberbrugg-Chaltenboden
Instandsetzung Konvikt Chur
Selektives Verfahren
Arosastrasse 32, 7000 Chur
Publikationsdatum
17.03.2016
Auftraggeber
Hochbauamt Graubünden
Galerie
Auftraggeber & Jury
Fachrichter
- Simon Berger (Kantonaler Denkmalpfleger Graubünden),
- Stefan Bitterli (Architekt, Meilen),
- Jürg Conzett (Bauingenieur, Chur),
- Markus Dünner (Kantonsbaumeister, Hochbauamt Graubünden),
Sachrichter
- Mario Cavigelli (Regierungsrat, Vorsteher Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement, Chur, Vorsitz),
- Hans Peter Märchy (Amtsleiter Amt für Höhere Bildung Graubünden),
- Martin Michel (Leitung Wohn- und Verpflegung Amt für Höhere Bildung Graubünden),
Wettbewerbsresultat
Ausgangslage
Das Konvikt wurde in den Jahren 1966 - 1968 durch das renommierte Architekturbüro Otto Glaus & Partner erstellt. Es gehört zu den herausragenden Bauten der Nachkriegsmoderne in Graubünden. Der baukulturelle Wert ist bedeutend. Eine der grossen Qualitäten ist die geschickte Staffelung und Setzung des enormen Bauvolumens im steilen Gelände. Das Konvikt ist als architektonischer Zeuge seiner Entstehungszeit sowie in seiner Kraft und Ausdrucksstärke als Sichtbetonbau zu erhalten.
An der Bausubstanz wurde keine umfassende Werterhaltung betrieben, sodass sich bis heute ein grosser Unterhaltsbedarf aufgestaut hat. Bauliche Instandhaltungsarbeiten wurden meist nur nach bekannt werden von Mängeln ausgeführt. Ein Antrag für einen Verpflichtungskredit zu einer energetischen Gesamtsanierung des Konvikts in der Höhe von 12 Mio. Franken wurde im Jahr 1996 infolge von Sparmassnahmen nicht behandelt. Der stark sanierungsbedürftige Zustand und der nicht mehr zeitgemässe Standard des Konvikts erfordern nun dringend eine umfassende Instandsetzung.
Zielsetzung
Ziel des Gesamtleistungswettbewerbs ist es, ein Gesamtleister-Team zu ermitteln, das einerseits qualifiziert ist, ein technisch anspruchsvolles, ganzheitliches und sensibles, der herausragenden Qualität des Konvikts angemessenes Instandsetzungsprojekt zu entwickeln und sämtliche dafür notwendigen Planer- und Unternehmerleistungen anbieten kann. Anderseits sollte das GL-Team in der Lage sein, die Realisierung in der geforderten Qualität und Wirtschaftlichkeit sowie innerhalb der Terminvorgaben garantieren zu können.
Empfehlung
Nach Abschluss der Beratungen und Festlegung der Rangfolge empfiehlt die Jury dem Auftraggeber einstimmig, die Verfassenden des Projekts Nr. 4 «Weniger ist mehr» mit einer abgestuften Weiterbearbeitung und Entwicklung ihres Projekts zu beauftragen. Dabei sind zwingend die Kritikpunkte des Beurteilungsgremiums und die vom Auftraggeber noch detailliert zu formulierenden weiteren Projektanforderungen zu berücksichtigen und einzuarbeiten.
Das Siegerprojekt bedarf einer vertieften Prüfung und Entwicklung folgender Punkte:
- Das Lüftungskonzept, insbesondere die Lüftung der Bewohnerzimmer, einschliesslich der Abluft über Dach, ist umfassend zu überarbeiten.
- Die Anzahl der Nasszellen (Du/WC) innerhalb der vorgesehenen Nutzflächen ist zu optimieren.
- Die Bewohnerzimmer und die Dienstwohnung sind bezüglich Trittschallschutz, zweitem Waschtisch in den Doppelzimmern, Möblierung und Wohnlichkeit zu überarbeiten. Die Betriebsanforderungen sind dabei zu berücksichtigen.
- Der Sonnenschutz ist bezüglich gestalterischer Aspekte und Nutzen zu verbessern.
- Die Pflanztröge bilden weder als Absturzsicherung noch gestalterisch eine vertretbare Lösung. Hier ist ein neuer Vorschlag aufzuzeigen.
- Der Parkplatz muss bezüglich Manövrierbarkeit für die Ver- und Entsorgung sowie die Parkierung verbessert werden.
Rangierte Projekte
Weniger ist mehr (1. Rang, Pablo Horváth)
Der Projektvorschlag zeugt von einem respektvollen und sensiblen Umgang mit der bestehenden Bausubstanz. Die baulichen Eingriffe sind minimiert und beschränkt auf das Notwendige. Der Wille, das Gebäude in seinem ursprünglichen Ausdruck und seinen hohen Raumqualitäten zu erhalten, ist spürbar. Die Betoninstandsetzung wird gut beschrieben, interessant ist der Vorschlag, die Betonoberfläche im Trockeneisstrahl-Verfahren zu reinigen und ihr dadurch die ursprüngliche Helligkeit zurückzugeben. Der Umgang mit dem bestehenden Tragwerk ist schonend. Die Massnahmen zum Brandschutznachweis der Tragwerke unter Berücksichtigung von Redundanzen sind zweckmässig.
Betrieblich erfüllt das Konzept die Nutzeranforderungen gut. Die Innenraumqualitäten und somit auch die Atmosphäre bleiben erhalten. Die bestehenden Materialien Klinker, grober Verputz und Naturholz wie auch der Innenausbau werden übernommen. Die vorhandenen Möbel werden weiterverwendet. Die Originallampen werden mit LED bestückt. Raumergänzungen erfolgen zurückhaltend in den Hohlraum im 4. und 5. Obergeschoss. Diese Grundhaltung der Bescheidenheit führt in der Folge zu sparsam bemessenen gemeinsamen Sanitärräumen. Die Fenster, Rollladen und Lamellenstoren werden durch neue, den heutigen Anforderungen genügende Bauteile ersetzt. Die Brüstungen werden innenliegend gedämmt. Der Schallschutz zwischen den Zimmern wird durch eine einseitig aufgebrachte Vorsatzschale verbessert. Die Trittschallproblematik bleibt durch das Belassen der Klinkerplatten in den Zimmern unberücksichtigt.
Im Bereich der Waschbecken der Bewohnerzimmer werden gut zugängliche Steigzonen für die Haustechnikleitungen platziert. Die horizontale Verteilung erfolgt in abgehängten Deckenbereichen in den überhohen Geschossen. Je nach Ausgestaltung werden die abgehängten Decken die Raumproportionen verändern. Gelüftet werden die Zimmer über eine Fensterfalzlüftung mit Abluft über die neue Steigzone. Mit geringem Aufwand kann so für eine ausreichende, bauschadenfreie Belüftung der Zimmer gesorgt werden. Leider wird mit dieser Lösung auch die Behaglichkeit durch kalte Zugluft verschlechtert. Dieser Lösungsvorschlag vermag nicht zu überzeugen.
Auf der Dachterrasse werden neue Pflanztröge als Absturzsicherung genutzt und die bestehenden Geländer entfernt. Durch diese Massnahme geht die Stimmung auf der Terrasse mit dem spannungsvollen Herantreten an die Brüstung verloren.
Im 3. Obergeschoss wird eine neue Ausgestaltung und Nutzung des Innenhofs, der heute als Vorbereich von Studentenzimmern dient, vorgeschlagen. Aus betrieblicher Sicht ist dies unbefriedigend und zu hinterfragen. Die nichtbegehbaren Flachdächer werden alle extensiv begrünt, was aus ökologischer Sicht begrüssenswert ist.
Der Parkplatz wird gegen Norden mittels einer Plattform moderat erweitert. Die Zufahrt wird dadurch etwas verbessert. Die Manövrierbarkeit auf dem Parkdeck ist nach wie vor erschwert. Der darunter entstehende Raum ist als gedeckter Freiraum nutzbar.
Der Habitus des Konvikts mit seiner expressiven Architektur wird erhalten und auch die Innenräume bleiben in ihrer Gestaltung und Materialisierung weitgehend unverändert. Der programmatische Ansatz des Projektvorschlags «Weniger ist mehr» führt zu einer bescheidenen Komfortverbesserung für die Bewohnenden. Innovative Ideen für ein zukünftiges Wohnen wurden nicht aufgezeigt. Mit unterdurchschnittlichen Investitionskosten von 23,4 Mio. Franken und durchschnittlichen Betriebskosten bildet das Konzept eine tragfähige Grundlage.
Convivere (2. Rang, SAM Architekten und Partner)
Die Überführung des Gesamtbauwerks in den nächsten Lebenszyklus soll mit möglichst grosser Zurückhaltung erfolgen, sinngemäss dem Credo: «Die Lösungsansätze offenbaren die Haltung gegenüber dem wichtigen Zeitzeugen». In der Folge werden einerseits der komplette Aufbau sämtlicher Flachdächer sowie Terrassen wärme- und isolationstechnisch umfassend erneuert und die Untersichten gedämmt. Andererseits ist ein Totalersatz sowohl der Lochfenster samt Rollläden der Bewohnerzimmer als auch der Grossverglasungen mit textilem Sonnenschutz bei den Sondergeschossen vorgesehen. Die Betoninstandsetzung ist sorgfältig bearbeitet; ob eine Behandlung mit Korrosionsinhibitoren wirklich notwendig ist, wird bezweifelt. Die Aussagen zu Brandschutz und Tragwerk erscheinen etwas wenig engagiert, wenn bei Nichterfüllen der Nachweise einfach auf eine Plattenverkleidung zurückgegriffen wird...
Pierre sauvage (3. Rang, ARGE horisberger wagen stehrenberger architektur)
Die Sanierung der Gebäudehülle bzw. die Erfüllung der bauphysikalischen Zielwerte wird anhand zweier Massnahmen bewerkstelligt: Zum einen werden sämtliche Flachdächer und Terrassen hochwertig gedämmt sowie neu abgedichtet und die Untersichten nachgedämmt. Zum andern werden die Fenster der Wohntrakte inklusive Rollläden dem Original entsprechend in Lärche ersetzt und die raumhohen Festverglasungen der Sondergeschosse energetisch saniert. Indem das ursprüngliche Freiraumkonzept aufgegriffen wird, gelingt es, das äussere Erscheinungsbild weitgehend zu bewahren. Zu hinterfragen ist jedoch der Vorschlag, die gemäss SIA Norm generell zu niedrigen Brüstungen mittels einer Aufbetonierung zu korrigieren. Dadurch erfahren die Proportionen der einzelnen Trakte und damit das gesamte Bauwerk eine nachteilige Veränderung. Die Instandsetzungsmassnahmen am Sichtbeton werden detailliert beschrieben; sie sind zweckmässig und überzeugend. Auch belegen die Vorschläge für die Umsetzung der Brandschutzanforderungen an die Tragwerke eine vertiefte Auseinandersetzung der Projektverfasser mit diesem Thema...
Am Hang (4. Rang, Andreas Senn Architekt)
Die bestehende Struktur und Bausubstanz werden möglichst erhalten, wo notwendig instandgesetzt oder bei Bedarf innerhalb des Wettbewerbsperimeters ergänzt. Das Konvikt präsentiert sich von aussen in bekanntem, unverändertem Gesamtausdruck. Dem denkmalpflegerischen Aspekt wurde bei der Projektierung Rechnung getragen. Ergänzt wird das Volumen auf der Südseite mit einem Liftturm zur verbesserten hindernisfreien Erschliessung des Erdgeschosses. Trotz Integration in das Sockelgeschoss und Wahl einer adäquaten Formensprache stört dieses Element das bestehende Fassadenbild. Das Statik- und Betoninstandsetzungskonzept ist zufriedenstellend. Die Instandsetzung des Sichtbetons ist zurückhaltend, auf übermässige Eingriffe wird verzichtet. Die Aussagen zu Brandschutz und Tragwerk sind noch vage...
Maurus, Nadia, Flurina (5. Rang, ARGE Vincenzo Cangemi & Michele Vasella, Architekten)
Die Instandsetzung der Gebäudehülle und die energetische Verbesserung beschränken sich – abgesehen von punktuellen Ausbesserungen schadhafter Stellen des Sichtbetons – bewusst auf die zwei folgenden Schritte. Erstens werden die Wärmedämmung auf den Flachdächern und Terrassen durch hochwertige Produkte gesamthaft ersetzt und zweitens die Lochfenster in den Wohnbereichen sowie die raumhohen Glasstrukturen der Gemeinschaftszonen originalgetreu aus regionalem, langsam gewachsenem Lärchenholz komplett substituiert. Die Anlage bleibt als wichtiger Zeitzeuge des Brutalismus in ihrem Ausdruck gesamtheitlich erhalten. Das Betoninstandsetzungskonzept ist adäquat, auch die Eingriffe ins bestehende Tragwerk zeugen von einem bewussten Umgang mit dem Bestand. Der Nachweis des Brandschutzes der Tragwerke wird durch Naturbrandkurven geführt werden, hier sind noch Absprachen mit den Behörden nötig...
(Textquelle: Auszug aus dem Jurybericht)