Metropolis am Seetalplatz in Emmenbrücke
Sieben Architekturbüros haben im Rahmen des Studienauftrages «Centrum Seetalplatz» aufgezeigt, wie das Grundstück rund um das heutige Kino Maxx in Emmenbrücke gestaltet werden kann. Dieses befindet sich im Entwicklungsschwerpunkt Luzern Nord, wo in den nächsten Jahren ein in die Zukunft gerichtetes Stadtzentrum entstehen soll.
Nach Auffassung der Jury baut das Projekt «Metropolis» das Viscoseareal weiter und bildet am Seetalplatz einen unverwechselbaren Auftakt zum neuen Stadtteil. Es lässt den industriellen Charakter des Gebiets nachklingen und setzt gleichzeitig auf neue, urbane Qualitäten mit spannungsvollen Plätzen und Gassen zwischen den Baukörpern.
Auf rund 30'000 Quadratmetern Gesamtnutzfläche sind Läden, Büros, sechs zusätzliche Kinosäle mit einem grosszügigen Kinofoyer und gastronomischem Angebot sowie rund 170 Wohnungen vorgesehen.
Das städtebaulich und architektonisch markante Gebäudeensemble wird mit seiner gemischten Nutzung eine breite Bevölkerungsgruppe ansprechen. Als Initialprojekt am Seetalplatz wird es der Gemeinde Emmen und dem künftigen Stadtzentrum Luzern Nord wichtige Impulse verleihen.
Die planerische Grundlage für das Bauvorhaben bildet der «Bebauungsplan Seetalplatz Nord», der zur Genehmigung beim Kanton Luzern liegt. Sobald dieser bewilligt ist, wollen die beiden Bauherren, die Viscosuisse Immobilien AG und der Immobilienfonds CS la Immo PK, das Projekt gemeinsam mit der Lussi + Partner AG ausarbeiten und die Baueingabe einreichen.
Beschrieb des Siegerprojekts «Metropolis»
(Auszug aus dem Bericht des Beurteilungsgremiums)
Die von Beginn an integrierte Strategie, dass die Viscosistadt bis zum Seetalplatz erweitert wird und sich hier nochmals präsentiert, ist einleuchtend und garantiert auch die naheliegende Variation der anderen Gebäude am Platz im Sinne einer Kleinstadt mit industrieller Geschichte und nicht einer Metropole. Die Gassen als Gen des Industriestandortes sind logisch, die Zäsuren gliedern die enorme Baumasse und unterstützen die Lektüre von vier unterschiedlichen Häusern. Gleichzeitig werden eine einfache Etappierung und eine differenzierte Architektur mit hoher Flexibilität auch über längere Zeit hinweg möglich. Der Vorschlag kann somit eher als zukunftsfähige Strategie oder Stadt denn (nur) als Projekt und Architektur gelesen werden.
Übergeordnet wird den Verfassern attestiert, dass sie die Kritikpunkte mit sichtbarer Verve gewinnbringend, profund und umfassend eingearbeitet haben. Die Wahl von einem «Ausdruck durch Struktur» ganz im Sinne von Auguste Perret weist das Potential auf, durch verschiedene Füllungen sowohl Nutzung als auch Wertigkeit auszudrücken. Aufgrund der kräftigen und vereinheitlichenden, beinahe gotischen Primärstruktur kann die Füllungsstruktur noch stärker differenziert werden, indem eine architektonische Vielfalt – gerade mit dem Konzept der vier Häuser im Sinne von Stadt – nur bereichernd sein kann.
Generell soll weniger die industrielle Vergangenheit der Viscosistadt als deren Zukunft ausgedrückt werden, zum Seetalplatz hin zusätzlich mit städtisch-nobilitierter Wertigkeit. Hier ist die Neukonzeption mit Arkaden an den beiden Gebäudeenden und dem Vordach vor den Läden ein intelligenter Streich, der städtebaulich überzeugt und trotzdem die Herkunft aus der Industrie subtil umsetzt.
Grundsätzlich ist anzumerken, dass das Wohnungsangebot mit Ausnahme des Baufeldes A5 zu traditionell auf Familien ausgelegt ist. In den Wohnungen im Turm ist bedauerlich, dass nicht in allen Geschossen die Wohnräume in den Ecken zu liegen kommen. Im Dreieck zwischen Erweiterung Süd und Kino haben die Zimmer der Wohngemeinschaft zur Gasse weder Ausblick noch genügend Licht, vor allem im OG 3. In der Erweiterung Nord sind die Disposition der neuen Kinosäle, des Bowlings mit Erschliessung und Rückführung sehr gut gelöst. Anstelle des rein linearen Dachgartens im OG 4 könnten gemeinschaftliche Gartensäle die Wohnqualität steigern und bereichern. In der Erweiterung West werden sowohl die Schnittkonzeption als auch die Querblicke durch die Atelierwohnungen im Erdgeschoss gewürdigt...
Auffällig ist die seriöse und sehr vertiefte Erarbeitung der Tragstruktur. Die vorgeschlagene zweischalige Gebäudehülle ist in den Erstellungskosten nicht günstig, bezüglich Unterhalt aber sehr langlebig und architektonisch nachhaltig, weil ortsspezifisch.
Die städtebauliche Zugehörigkeit zur Viscosistadt ist eindeutig geklärt und die entsprechende architektonische Grundkonzeption beeindruckend vertieft worden, das Kennwort Metropolis hat sich voraussichtlich überlebt. Das Projekt ist imstande, eine für den Standort zukünftige Strategie aufzuzeigen, wenn die architektonische Erscheinung noch differenzierter wird und die Typologien neue Lebenswelten eröffnen.